Stolpersteine als beständiges Zeichen des Erinnerns
Am 6. Mai 2025, zwei Tage bevor sich das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa zum 80. Mal jährt, wurden drei sogenannte Stolpersteine in Marktredwitz verlegt. Im Markt, vor dem Gebäude mit der Hausnummer 3, erinnern sie nun an das Schicksal der Familie Fischer.
Die Marktredwitzer Kaufmannsfamilie Fischer, Fritz Fischer, seine Frau Irma und ihre Tochter Alice, die hier einen Kolonialwarenladen betrieben hatten, gehörte zu den über sechs Millionen jüdischen Menschen, die von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden.
Die Stolpersteine, nach einer Idee des Künstlers Gunter Demnig, sind Teil des größten dezentralen Mahnmals der Welt und sollen den Opfern des Holocausts ihre Namen und ihren Platz mitten in der Gesellschaft zurückgeben.
Dabei soll man nicht wortwörtlich über die Pflastersteine mit Messingtafel und Inschrift stolpern, sondern sinnbildlich. Die Stolpersteine regen dazu an, innezuhalten und die Erinnerung an die Menschen wach zu halten.
Die Recherchen von Schülerinnen und Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums gaben den Anstoß zur Verlegung der Stolpersteine. Sie berichteten während der Stolpersteinverlegung über das Schicksal der Familie Fischer und legten weiße Rosen an der Gedenkstätte nieder.
Oberbürgermeister Oliver Weigel begrüßte die rund 100 Gäste anschließend zu einer kleinen Feierstunde im MAKkultur. Er betonte, wie wichtig es sei, dass alle sich für eine Gesellschaft einsetzten, die von Respekt, Toleranz und Menschlichkeit geprägt ist. „Mit der Verlegung der Stolpersteine schaffen wir gemeinsam ein beständiges Zeichen des Erinnerns. Sie sind ein stilles Mahnmal, das uns auffordert innezuhalten, und gleichzeitig ein Appell, die Vergangenheit niemals zu vergessen, aus ihr für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen“, so Weigel.
Stefan Niedermeier, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums, dankte den Schülerinnen und Schülern, unter der Leitung der beiden Lehrerinnen Mary Möller-Hartung und Nadja Krank, für ihr großes Interesse an diesem Thema und die aufwendige Recherchearbeit. In der heutigen Zeit könne man es sich gar nicht vorstellen, dass Schülerinnen wie Alice Fischer damals sogar die Teilnahme an der eigenen Abschlussfeier verwehrt wurde.
Lorenz Blumenthaler von der Amadeu-Antonio-Stiftung und selbst ehemaliger Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums, der sich intensiv mit dem Thema „Jüdisches Leben in Deutschland“ auseinandersetzt, betonte wie seine Vorredner die wichtige Rolle der Erinnerungskultur. „Ohne Erinnerung wäre jüdisches Leben in Deutschland heute nicht möglich“, so sein Credo.
Das Team des Stadtarchivs um Stadtarchivarin Edith Kalbskopf und Historiker Tobias Damberger präsentierte anlässlich der Gedenkveranstaltung eine Begleitbroschüre zur Stolpersteinverlegung mit dem Titel „Marktredwitzer Bürger jüdischen Glaubens – Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes“.
Sie bietet intensive Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus, erinnert gleichzeitig aber auch an das jüdische Leben in Marktredwitz und beschreibt die Geschichte der Familie Fischer mit historisch fundierten Erzählungen.
Die Broschüre liegt im Stadtarchiv (Ottostraße 3) und in der Tourist Information (Markt 29) aus und kann dort kostenlos mitgenommen werden. Außerdem steht die Broschüre hier als PDF-Datei zum Download zur Verfügung.